Bin ich offen dafür, dass sich meine Realität ändert? Bin ich (wirklich wirklich) offen dafür, dass meine Wünsche in Erfüllung gehen?
Oder gibt es da auch Stimmen in mir, die Recht behalten wollen, die gern "siehste!" rufen, die sich gern abstrampeln, die gern schimpfen, klagen, jammern und sich leid tun wollen?
Der Grat ist ja manchmal schmal. Als ich vorhin im Wald war und die vielen Menschen sah, gab es etwas in mir, für das passte es ins Bild. "Boar, war ja klar, wenn ich mal Ruhe und Alleinsein in der Natur haben will. Aber ist ja auch klar. Heute geht ja eh alles schief." (Gewitterwölkchen über meinem Kopf: on Mit Blitz und Donner und so)
Es hätte passieren können, dass ich mit diesem Gewitterwölkchen und versunken in meinen Mindfuck durch den Wald gegangen wäre, bis zurück zum Auto und mit schlechter Laune nach Hause gefahren wäre. Ist mir bestimmt schon tausendmal passiert. Weil wenn ich diesen Stimmen zuhöre - und manchmal ist das ja auch ganz unterhaltsam, wie die sich gegenseitig anfeuern und bestätigen und sich so richtig leid tun ist ja auch manchmal ganz schön - dann bekomme ich ja eh nicht mehr mit, was um mich herum passiert. Und ob die Realität überhaupt noch die ist, die sie vorhin noch war. Stattdessen habe ich vorhin realisiert: "Oh, gar keine Menschen mehr um mich! Geil!" Und konnte meinen Spaziergang voll genießen.
Wie oft das wohl so oder so ähnlich passiert? Dass wir uns eigentlich eine neue Realität wünschen, aber das Gewitterwölkchen über unserem Kopf so spannend blitzt und donnert, dass wir uns nur dabei zugucken, wie wir uns immer wieder unsere alte Realität bestätigen, statt mitzubekommen, dass längst eine neue da ist? Oder jede Weggabelung zu einer neuen Realität verpassen?
Ich meine, ganz abwegig ist das ja auch nicht. Ja, natürlich haben wir Wünsche und Träume davon, wie das Leben sein sollte. Aber so, wie das Leben gerade ist... ist es halt bekannt. Sicher. Gewohnt. Egal wie schön die Wünsche sind - wer weiß, ob da nicht doch etwas Bedrohliches drin liegt, weil neu und unbekannt? Wer weiß, wer ich dann werde, wenn das alles in Erfüllung geht?
Ich wünsche mir, dass ich all diese Teile in mir, die die Sicherheit im Bekannten suchen, mitbekomme. In den Arm nehme. Und ihnen genug Sicherheit geben kann, damit wir gemeinsam staunend und lächelnd dabei zusehen können, wie die neue Realität sich mehr und mehr im Außen zeigt. Und sie in vollen Zügen genießen.
Comments